Loccal Horst
4/5
Als in der Rezension von Gerd Fischer erwähnte Tell(i)y fühle ich mich natürlich geehrt, für so viel Vertrauen in meine Fähigkeiten.
Allerdings muss ich den die Blues Night betreuenden Kollegen zum Teil in Schutz nehmen.
Die Bärenscheune ist ein wunderbarer Veranstaltungsort für Wortprogramme, akustische Konzerte, oder auch Bands, so lange sie entsprechende Bühnendisziplin mitbringen. Bühne und Zuschauerraum sind sehr klein.
Bei einer Bluessession mit vielen Musikern und Verstärkern ist allerdings vorrauszusehen, dass die Bühnenlautstärke, spätestens, wenn sich die Künstler eingegrooved haben, den von der DIN Beurteilungspegel (LAeq 99 dB, Mittelung über 30/120 Minuten) bei Weitem übersteigen wird. Der Veranstalter wäre am in der Pflicht, dass Konzert sofort abzubrechen.
Die Bühnenlautstärke kann man als Tech leider nur indirekt beeinflussen. Viele Clubs verfügen daher sogar über Messsyteme, die im Extremfall den Bühnenstrom abschalten. Viele Amateurmusiker sind sich dessen aber nicht bewusst...
Als ausführender Techniker hast du nun nicht viele Optionen:
1. Du weißt die Musiker beim Soundcheck und immer, wenn sie über die Zeit zu laut werden intensiv auf das Limit und die Konsequenzen einer Überschreitung hin.
Dies wird wahrscheinlich zu schlechter Stimmung auf der Bühne und auch beim Tech führen. Musste ich früher bei diversen Veranstaltungen machen und Spaß sieht wirklich anders aus.
2. Du versucht den Lautstärkenanstieg, so er nicht zu extrem ist, in den Pausen zwischen den Sets zu kompensieren. Du wirst zwar den Pegel reißen, aber alle bis auf dich sind halbwegs glücklich - zumindest bis am Tag darauf jemand mit Gehörsturz oder Tinnitus beim Arzt sitzt.
3. Dir ist das egal und du sagst "Feuer frei! Es ist Rock and Roll"...
4. Du nimmst solche Aufträge gar nicht erst an und sparst dir den ganzen Stress - was seit langem meine Strategie ist.
Lange Rede, kurzer Sinn - im Prinzip kannst du als Tech bei so etwas nicht wirklich gewinnen. Der Kollege wählte wahrscheinlich mit Option 2 die goldene Mitte.
Ich hoffe, ich konnte das halbwegs klären und breche letztendlich nochmal eine Lanze für die Bärenscheune als Ort für atmosphärische Veranstaltungen mit dezenter Besetzung.